Armin's Email:

Hallo Jungs,

hier meldet sich nochmals Radio Enger. Nachdem wir die Saison 04/05 nun auch kulturell endgültig beendet haben, möchte auch ich meinen Internet-Auftritt vernünftig abschließen. Ich weiß, alles Schnee von gestern ; seid ja schließlich schon längst wieder einige Tage in der Vorbereitung. Trotzdem gestattet mir diesen verspäteten Nachtrag, damit sich auf unserer vorbildlichen Beziehung nicht noch ein dunkler Schatten legt. Ich hatte ja bekannterweise einige zeitliche Probleme in den letzten Wochen und werde im folgenden im Schnelldurchlauf zunächst die fehlenden Spielberichte zusammenfassen.

27. Spieltag

Das Heimspiel gegen Türkgüci Sennestadt konnte trotz früher Führung (Yusuf 2. Min.) und einer Fülle weiterer Torchancen nicht gewonnen werden. Das 2:0 durch Gazza gibt nur unzureichend wieder, wie noch klarer es hätte schon zu diesem Zeitpunkt stehen müssen. Bis kurz vor dem Halbzeitpfiff hatten wir gegen harmlose Türken wirklich alles im Griff und Marc schien einen geruhsamen Tag verleben zu können. Als alles schon gedanklich in der Kabine war, führten die Türken einen Freistoß im Eckfahnenbereich schnell aus und aus 12 Metern erwischte man Marc auf dem falschen Fuß. Das Spiel war wieder offen, sollte aber mit dem zweiten Tor von Gazza kurz nach Wiederanpfiff doch noch den normalen Verlauf nehmen können. Riesendinger von Gazza und Yusuf wurden aber überheblich vergeben, so dass kommen mußte, was man schlechthin auch nicht als unverdient bezeichnen kann. Ein zögerlicher Klärungsversuch von Marc begünstigte zunächst den Anschlußtreffer und baute den Gegner weiter auf. So kassierten wir dann noch das 3:3, das nach Spielschluß für eine sehr miese Stimmung sorgte.

28. Spieltag

Auch dieses Spiel beim abgeschlagenen Tabellenletzten VFB/Fichte endete mit unserem Standardergebnis von 3:3. Quasi mit dem letzten Aufgebot traten wir bei sengender Hitze auf dem staubigen Rußheide-Ascheplatz an. Irgendwie war das Spiel über 90 Minuten eine einzige Quälerei. Fehlpässe zu Hauf, total lahmendes Flügelspiel wie auch die generelle Einstellung ließen den Trainer schon zur Halbzeit schwer kochen. Daran änderte auch nichts die zweimalige Egalisierung der Rückstände zum 2:2 Pausenstand. Fuchsa konnte zunächst eine Kopfballvorlage durch Gazza aus nächster Nähe zum 1:1 einschieben, bevor Gazza selbst aus gleicher Position per Kopf eine Rechtsflanke zum 2:2 einnickte. Die vorausgegangenen Rückstände resultierten beide aus Sorglosigkeiten im hinteren Bereich. Der Hebel konnte auch im 2. Abschnitt nicht so richtig umgelegt werden, es blieb ein ganz schwaches Spiel. Dennoch gelang uns durch einen Fernschuß von Stöcki die erstmalige Führung. Die Freude war aber nur von kurzer Dauer. Im eigenen Strafraum konnte sich VFB drei- viermal den Ball sauber - ohne dabei gestört zu werden - zupassen und an Marc flach vorbei ins lange Eck abschließen. War auch vollkommen verdient für einen Gegner, der selbst mit seinen beschränkten Mitteln für uns an diesem Tag eine zu hohe Hürde darstellte. Hätte Marc bei drei weiteren ähnlichen Situationen aus kurzer Entfernung nicht tolle Reflexe gezeigt, wir wären sogar mit ganz leeren Händen wieder nach Hause gefahren. Und auch das wäre verdient gewesen. Es sollte aber zumindest in dieser Serie der letzte Grottenkick gewesen sein, die nächsten beiden finalen Spiele zeigte sich wieder eine engagiertere und weitaus besser agierende Zwote.

29. Spieltag

Aufgrund Urlaubsbeginns des Betreuers spielten wir gegen Werther schon am Freitag. Mit einem lauffreudigen sich gut bewegenden Gegner entwickelte sich von Anfang an eine sehr ansehnliche Partie, in der auch wir uns zu steigern wußten. Wenngleich zwei starke Abwehrreihen kaum nennenswerte Möglichkeiten hüben wie drüben zuließen, so war doch ständige Bewegung im Spiel und beide Teams agierten offen und sehr gefällig. Wem hier heute das erste Tor gelingen würde, würde wahrscheinlich am Ende als Sieger darstehen. Das entscheidene Tor gelang Gott sei Dank uns. In seiner typischen Art brachte Blanki nach 60 Minuten aus kurzer Distanz umringt von Gegenspielern den Ball über die Linie. Brenzlig wurde es nochmal richtig die letzten 10 Minuten als wir mit Mann und Maus die Führung in die Kabine retten wollten. Wir wurden verdientermaßen belohnt und verbrachten anschließend bei gutem Essen und reichlich Getränken bestgelaunt einen herrlichen Freitagabend.

30. Spieltag

Gegen den Meisterschaftsfavoriten Peckeloh wurden nochmal alle Kräfte mobilisiert. Mit Jan und Carsten O. gaben zudem die Spieler Nr. 31 u. 32 ihr Debüt. 32 Spieler setzte unser Trainer in 30 Spielen ein. Unfassbar, mit dem kann doch etwas nicht stimmen. Auf jeden Fall war ich in meinem Urlaubsdomizil ständig auf Ballhöhe, hörte von dem frühen Führungstreffer durch Blanki nach gerade mal 70 Sekunden und dem Patzverweis von Red nach 20 Minuten. Dem druckvollen Spiel begegneten wir mit unbändiger Kampfkraft. Als unserem Gast dann in der 60. Minute dann doch endlich der Ausgleich glückte, schien alles seinen normalen Gang zu gehen. Erst recht, als durch eine Unbeherrschtheit von Cobra der zweite Platzverweis in Minute 78. ausgesprochen wurde und die Wege noch weiter und schwerer wurden. Unsere dezimierte Mannschaft ließ sich aber nicht demoralisieren und rackerte für den 10. und 11. Mann mit. Dem Debütanten Carsten Opitz - immer wieder von schweren "Kopf" - und Fuß- und Rückenverletzungen zurückgeworfen - , gelang dann unmittelbar vor Spielende nach einem seltenen Konter der vielumjubelte Siegtreffer zum 2:1. Wie ein Stier baute sich der Schütze vor dem Trainer auf und sagte diesem sehr deutlich, was er in den vorhergenden Begegnungen falsch gemacht hat. Egal, wenn auch etwas glücklich, so war der 7. Sieg der Rückrunde unter Dach und Fach. Cobra hatte dank des Entgegenkommens des Betreuers seine Wette gewonnen, und alle waren happy.

Saisonzusammenfassung:

Es war insgesamt eine sehr erfolgreiche Saison. Und das sowohl in sportlicher wie auch in kameradschaftlicher Hinsicht. Ich bin stolz darauf, dabei gewesen sein zu dürfen. Vergleiche mit dem Jahr zuvor sind einfach unangebracht und wären vollkommen deplaziert.
Jedes Dingen hat schließlich seine Besonderheiten und sollte von daher immer getrennt voneinander gewürdigt werden. Ich käme ja auch nicht auf die Idee, Panne mit mir zu vergleichen. Geht einfach nicht, der Erstgenannte immer locker vom Hocker getreu dem Motto > Was ich nicht will, das man mir tu, das füg ich jedem anderen zu < , der Letztgenannte mehr dem Leitsatz folgend > Erst kommen die anderen, dann kommen nochmal die anderen und vielleicht dann ich <.
Als wenn die Winterpause nicht schon lang genug gewesen war, wir mußten ob der widrigen Wetterverhältnisse weitere vier Wochen warten, bevor es weitergehen sollte. Ein weiteres Handicap ereilte uns in dieser arg langen Pause und schien alle unsere Saisonziele in Frage zu stellen. Unser Torjäger, Trainer und was weiß ich wurde Opfer eines brutalen Anschlags als er pflichtbewußt - wie er das vor jedem Spiel tat - die Bielefelder Gastronomie nach seinem Kader durchforstete. Alle Sicherheitsvorkehrungen in der Bielefelder City hatten versagt. Sich an seiner EC-Karte festhaltend, fand man ihn schwer verletzt an einer Parkuhr. Mir stehen heute noch die Tränen in den Augen, wenn ich ihn gleich am nächsten Tag mit schmerzverzehrtem Gesicht nach der Erstversorgung umringt von seinen engsten Mitarbeitern auf seiner Koje liegen sehe. Während er sich schon wieder mit Plan B befasste - so ist er halt - , hatte der Fußball für mich in dieser Stunde nur sekundäre Bedeutung. Permanent gingen Bekundungen der Anteilnahme per Telefon, Fax und auch postalisch ein.
Für mich war es schön zu wissen, dass er in dieser schweren Zeit nicht allein war. Zwei lange Wochen ließ man ihn unbehandelt so verweilen. Zu schwer waren die Verletzungen, als dass sich jemand daran wagte. Erst aufgrund meiner Intervention gelang es dann schließlich, einen vermeintlichen Experten Dr. T-Bone vom Memorial Hospital Atlanta einzufliegen. Ich hatte es wirklich nur gut gemeint.
Dass aber auch dieser Fuscher seine Zulassung nur in der Lotterie gewonnen haben konnte, war mir spätestens bei unserer Abschlußfahrt nach Male fünf Monate später klar.Das waren schreckliche Bilder, die man in den Nachrichten nur hinter einem Raster versteckt andeutungsweise zu sehen bekommt. Der Flunken wollte und wollte nicht heilen.

Auf jeden Fall mußte es weitergehen. Gazza übernahm das Training, und Panne war nur noch als Coach tätig. Jetzt waren auch andere gefordert - insbesondere im Spielaufbau. Ein Spielgestalter in der Art des Spielertrainers frei von defensiven Aufgaben stand fortan nicht mehr zur Verfügung. Es tummelten sich nur noch Sechser und Vierer zwischen den beiden Strafräumen. Mit zunehmender Anzahl von Spielen konnte der Ausfall von Panne aber immer besser kompensiert werden. Vorbei waren die Zeiten, in denen der Medizinmann alle fünf Minuten der Nr. 10 wieder auf die Beine helfen mußte, weil sie wieder einmal mimosenhaft in die Knie gegangen war und beschämenderweise ständig mit einem Freistoß belohnt wurde. Wir konnten zwar unseren glänzenden Serienauftakt mit vier siegreichen Spielen nicht ganz wiederholen, auf der anderen Seite blieb uns aber auch eine Niederlagenserie von 6 Spielen erspart. Es gelang uns sogar, die letzten acht Spiele unbesiegt zu überstehen, so dass im Gesamtergebnis die bereits zufriedenstellende Hinrundenbilanz mit 23 Punkten sogar noch um 2 Punkte verbessert werden konnte. Platz 6 bei einem Torverhältnis von 65 : 57 aus meiner Sicht ein Supererfolg im dritten Jahr der Kreisliga-A-Zugehörigkeit. Das Torverhältnis drückt nur zu deutlich aus, wo die Hebel in der neuen Saison anzusetzen sind. Im vorderen Bereich sind wir zentral mit den beiden alten Haudegen sehr gut besetzt und schwächelt mal einer, ist Dirksn mehr als nur ein Notnagel.
Im übrigen ist Dirksn der wahre Torjäger. Hätte der Trainer ihm beispielsweise die gleich lange Spielzeit wie Aal gegönnt, hätte Dirksn statt "nur" 4 insgesamt 22 Buden gemacht. Trainer, ist doch logisch oder ??
Was auf jeden Fall abgestellt werden muß, ist die Torungefährlichkeit unserer beiden Außen Björn und Cobra, die es trotz ihrer Schnelligkeit nur auf je 0,5 Tore gebracht haben. Einfach zu wenig. Hier muß ich wenigstens bei jedem eine Fünf vor dem Komma erwarten können.
Auch die Standards aus tornahen Situationen sind verbesserungsfähig. Bis auf Gazza' s Knaller in Werther war das zu wenig. Wenn auch nach dem Ausfall von Panne die Freistoßgeschenke merklich zurückgegangen sind, so muß unterm Strich aus solchen ruhenden Bällen mehr gemacht werden. Es kann doch nicht so schwierig sein, den Ball in die Ecke zu schlenzen, in der sich der Keeper gerade nicht aufhält. Aber was rede ich, das neue Gespann wird die Hebel schon richtig ansetzen.
Dass bei einer derart offensiven Grundausrichtung zwangsläufig die Defensive leidet, haben auch die Großen im Fußballgeschäft erkannt.
Trotzdem sollte auch hieran gearbeitet werden, denn 57 Tore sind ein paar zu viel.
Wenn also die Defizite ein wenig abgestellt werden, wage ich mal die vorausschauende Prognose von 81 : 45 Toren bei 52 Punkten nach der Saison 2005/06. Alles was gut war - und das war einiges -, muß natürlich bei dieser meiner Erwartungshaltung selbstverständlich so bleiben, damit das auch eintreten kann.

Der I - Punkt und gleichzeitig das verdiente Highlight war dann unsere Wellnesstour nach Male. Das federführend von Jan von der ersten bis zur letzten Minute glänzend organisierte Unternehmen rundete die Saison gebührend ab. Schon bei der Abfahrt am Busbahnhof bekam ich glänzende Augen, als ich mir die von Cobra beschaffte Reisekleidung mit der Aufschrift > Stark wie nie ... Team Chef < überstreifen durfte. Ich darf vorwegnehmen, dass alle 18 Teilnehmer - ob trunken oder nicht - über die gesamte Reisedauer ein vorbildliches niveauvolles Verhalten an den Tag gelegt haben. Ich kann mich jedenfalls an kein nennenswertes Fehlverhalten erinnern. Wir alle haben unsere Landesfarben gut vertreten und viel für die Reputation deutscher Fußballclubs in fernen Ländern getan. Es sind uns aber auch genug Gesellschaften über den Weg gelaufen, die mehr durch proletenhaftes Verhalten den typisch deutschen Großkotz miemten. Abscheulich und beschämend kann man dazu nur sagen. Wir dagegen zeigten stets Tugenden, die von Rücksichtnahme und gelebten sozialem Handeln geprägt waren.
Kam mal einer nach der verabredeten Zeit ins Hotel zurück und vermutete seinen Zimmergenossen schon zu Hause, so wartete er geduldig und leise bis dieser ihm Einlaß gewährte. Manchmal kam es auch vor, dass der im Zimmer geglaubte Genosse dann plötzlich hinter ihm stand. Nicht so wie die anderen Chaoten, die solange rücksichtslos gegen Zimmertüren traten, bis auch der letzte Liegende aufrecht im Bett stand. Hatte mal jemand wegen der extremen Temperaturen ein Kreislaufproblem, so waren immer gleich mehrere um ihn bemüht und leisteten praktischen wie auch psychologischen Beistand. Das Zusammengehörigkeitsgefühl wurde auch nochmal eindrucksvoll beim Rückflug am Airport untermauert. Wir hielten uns in umittelbarer Nähe eines Reisebusses auf, als ein im Busvorderreifen versteckter Sprengkörper detonierte. Jeder warf sich selbstlos auf seinen Kameraden, um diesen zu schützen. Ich lag schließlich ganz oben, blieb aber wie alle anderen bis auf den Schrecken unverletzt.
Gern erinnere ich mich an die nächtlichen Touren, von denen ich allerdings nur eine so richtig mitgemacht habe. Muß natürlich meinem fortgeschrittenen Alter Tribut zollen. Bis 7 Uhr morgens, fit wie ein Turnschuh und gleich wieder an die Karl Jaguja, so was kannte ich bis dato nicht von mir. Vergessen war der peinliche Bowlingabend Monate zuvor. Auch ich lerne permanent dazu.

Ich darf abschließend sagen, dass es mir bei Euch ganz nah auch in dieser Saison sehr sehr sehr gut gefallen hat und wünsche Euch mit den Neuen ein ebenso gelingendes Jahr 2005/2006.
Und noch ein Appell an die Abtrünnigen : "Carsten, Nizu und auch Du Arminius, verschwindet nicht ganz vom Erdboden, laßt Euch mal öfters sehen, denn sonst denken die Jungens noch, es sei etwas bisher nicht Ausgesprochenes vorgefallen."

Euer Arminius

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